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Kopf

MEIN VEREIN - Die Geschichte eines Vereinsheftes

oder: wie ich den SV Gehlert kennenlernte

Irgendwann im Jahre 1997 für die Ausgabe 18-1998 bekam ich einen Anruf von einem Vereinsvorsitzenden, der mir erklärte, dass er für die Weiterführung eines Vereinsheftes einen Grafiker und eine Druckerei sucht. Nachdem ich ihm versicherte, dass er da bei mir genau richtig sei vereinbarten wir einen Termin in meinem alten Büro in Helferskirchen. Kurze Zeit später stand er vor der Türe - Hans-Werner Rörig, der Vorsitzende des SV Gehlert.

HWR hiter AktenEr erklärte mir in dem ersten Gespräch, dass er schon einige Vereinshefte erstellt habe, die allerdings zuerst nur in schwarz/ weiß auf farbigem Papier gedruckt wurden . Künftig wolle er die Hefte besser aufbauen und auch in Farbe drucken lassen. Der Auftrag klang interessant und ich kalkulierte den Job. Nachdem wir uns einig waren, begann ich mit meinen ersten Arbeiten für Gehlert. Es sah wie ein ganz normaler Auftrag aus, doch es kam ein wenig anders. Normalerweise bekam ich von meinen Auftraggebern ein Manuskript mit Texten und Bildern oder, was damals schon möglich war, einer Diskette. Die Dinger hießen damals noch "Floppy Disc" und man konnte knapp 1 MB Daten darauf abspeichern. Aus diesen Manuskripten wurden dann die Druckwerke erstellt.

Den neumodischen Schickschnack brauchte Hans -Werner damals noch nicht, denn er kam lieber mit einer Sammlung von prall gefüllten Aktenordnern vorbei. In diesen befanden sich unendlich viele Blätter mit Texten, gestrichenen Texten, Bildern, gestrichenen Bildern und handschriftlichen Vermerken. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass ich fast alle Schriften von Kunden lesen kann, wurde aber eines Besseren belehrt.

Ich bin bis heute der festen Überzeugung, dass nur Hans-Werner selbst seine Schrift lesen kann.

Aus dem Wust von Blättern war anfangs noch kein Konzept ersichtlich und ich saß vor einem Haufen unsortierte Informationen, die ich so nicht verarbeiten konnte.

Also rief ich Hans-Werner an, der sich bei der Zuordnung beteiligen sollte. Es vergingen einige Vor- und Nachmittage bei literweise Kaffee, bis die erste Ausgabe unter meiner Präsenz dann endlich druckreif war.

Der Aufwand damals, einen farbigen Druck zu erstellen, war immens. Bilder mussten aufwendig gescannt werden und zusammen mit den Texten wurden sogenannte Lithos erstellt, die dann montiert wurden um schlussendlich davon Druckplatten herstellen zu können.

Lange Rede kurzer Sinn - das erste Heft unter meiner Leitung war irgendwann fertig und es sah gut aus. Die teils farbigen Bilder aus dem Vereinsleben gesellten sich zu interessanten Texten und ergaben einen schönen Inhalt, der das Vereinsleben in oll seinen Facetten zeigte. Und das war damals wie heute schon der Gedanke von Hans-Werner, durch dieses Heft als moderner Verein sichtbar zu werden und zu bleiben. Was soll ich sagen - diese Rechnung ging auf.

Reiss 1Natürlich wurde für das nächste Heft, das ein halbes Jahr später folgte, besprochen, dem Ganzen von Anfang an mehr Struktur zu geben. Fazit war, dass sich die Anzahl der Aktenordner erhöhte. Um dem gestiegenen Verbrauch von koffeinhaitigen Heißgetränken gerecht zu werden, wurde mein erster Kaffee -Vollautomat angeschafft. Ohne die große Menge an Kaffee, wären die stundenlangen Gesprächssitzungen wohl nicht möglich gewesen. Und eines muss man mir glauben - Hans-Werner kann Sitzfleisch haben. Ich vergesse nie, wie er mich eines Tages anrief um mir mitzuteilen, dass er um 16.48 bei mir sein würde.

Auf meine Frage hin, wie er zu dieser Uhrzeit kommt, sagte er, dass sein Navi ihm das sagt. Er war gerade auf dem Heimweg von Österreich und wollte direkt im Anschluss bei mir vorbeikommen. In Österreich hatte er die letzten Texte für das Heft geschrieben und das sollte nun auch zügig in Druck gehen. Wenn seine Frau Inge nicht so rücksichtsvoll gewesen wäre, hätte er das Vereinsheft während des Urlaubes nicht zu Ende gebracht. Jede andere Frau hätte ihm wohl die Hammelbeine langgezogen.

Mehr oder weniger pünktlich kam er dann auch an diesem Nachmittag direkt von der Autobahn zu mir ins Büro und blieb dann auch. Gegen halb drei am nächsten Morgen habe ich ihn dann vor die Tür gesetzt. Ich war platt. Was hatte der Mann nur für eine Ausdauer, wenn es um sein "Baby" ging. Für diese Nachtnummer hat er bis heute meinen größten Respekt.

Die Jahre vergingen und der Verein wuchs und wuchs, was nicht zuletzt durch die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit mit dem Vereinsheft erreicht wurde. Auch das Erlangen der "Sterne des Sports" in Silber ist ein Resultat aus der Veröffentlichung regelmäßiger Vereinszeitschriften. Schließlich konnte der kleine Sportverein Gehlert gegen riesige Vereine aus Städten anstinken und auch noch gewinnen.

Schon lange hatte "Mein Verein" nun ein Logo, einen strukturierten Seitenaufbau und alle Bilder waren farbig . Diese positive Entwicklung verdankt das Heft der Tatsache, dass sich die gesamte Druckindustrie umgestellt hatte. Vorbei waren die Zeiten der Lithos und der damit verbundenen hohen Kosten. Irgendwann wurde das Heft auch immer dicker und nicht selten wurde auch eine Zahl von 120 Seiten überschritten. Das Ganze konnte natürlich nur durch Sponsoren erreicht werden, die die Druckkosten auffingen und sogar immer für einen Gewinn sorgten. Das Alles ist aber nur der unermüdlichen Arbeit des Vereinsvorsitzenden zu verdanken, der sich immer um die Anzeigenwerbung gekümmert
hat. Merkwürdiger Weise war die Fluktuation der Inserenten aber sehr gering. Noch heute sehe ich Anzeigen von Firmen, die man als Leute der ersten Stunde bezeichnen kann. Auch in diesem Fall ging also das Konzept "Vereinsheft" auf und ich denke, dass man hier auch von einer echten Win-Win-Situation sprechen kann.

Aber zurück zu der Arbeit am Vereinsheft. Wie gesagt wurden die Medien immer komfortabler und auch Hans-Werner bekam irgendwann seinen ersten Laptop, der übrigens erst in diesem Jahr durch einen moderneren ersetzt wurde.

Daten wurden nicht mehr auf FloppyDisk gespeichert und irgendwann hörte es auch auf, gebrannte CD' s zu verschicken. Alle Bilder wurden digital und per WhatsApp oder mit E-Mails verschickt. Ja, ja der Mailkontakt, der war schon ein Segen. Hans-Werner findet den auch gut und praktisch und macht auch sehr gerne Gebrauch davon.

Wenn ich den letzten Jahren ein Vereinsheft machen sollte, bekam ich von ihm einen Stick in die Hand gedrückt mit der Bemerkung: "Da ist alles drauf. Das Heft ist fertig, Mach was draus!" Was wäre das Leben für mich schön, wenn es denn so gewesen wäre. Statt fertiger Inhalte erhielt ich dann in den Folgetagen immer weiter Mails mit Inhalten wie: "Bitte austauschen - Neues Bild kommt - Text streichen - Text ersetzen - Bitte Platzhalter vorsehen" oder mein Favorit "Beitrag entfällt". Zum Glück hat mein Büro ja eine gute Kaffeemaschine, denn einmal, nach Erhalt der 200sten Mail aus Gehlert, brauchte ich mal wieder dringend einen Kaffee.

Im Laufe der vielen Jahre ist mir die Arbeit am Vereinsheft sehr ans Herz gewachsen und aus dem Kunden Hans-Werner Rörig ist ein echter Freund geworden . Auch zu seinem Bruder Arnim, der zig Jahre die Homepage des Vereins betreut hat und seinerzeit auch ins Leben gerufen hat, besteht immer noch ein guter Kontakt. Ich glaube, dass ich viele Gehlerter Bürger kenne und einen Teil ihrer Geschichte, obgleich sie mich noch nie getroffen haben. Da gab es den Bürgermeister Kunz mit seinem Golf-Cup, den Ehrenvorsitzenden Heini, die singende Natalie Benner, die immer gut mit Kindern konnte, Hansa Boll - von der Geburt seines Kindes bis hin zu seinem sozialen Engagement mit der ersten Mannschaft, dem engagierten Johannes Kunz, dem geschichtlichen "Brain" von Gehlert und natürlich auch den großen Gönner des Vereins, Blasius Schuster.

Ich erinnere mich als wäre es gestern an Aktionen der "Starken Büffel", der Fit-4-Fun, der Gesangsgruppen "Westerwald Buben" und "Hamoradiju" und wie sie alle hießen, bis hin zum Präventionssport und ziehe den Hut vor der großartigen Arbeit im Jugendtreff.

Ich habe über die ganzen Jahre die Vereinsgeschichte vom SV Gehlert nicht nur reflektiert, sondern immer in meinen Gedanken gehabt, ich, als der stille Chronist. All das wird mir fehlen, wenn diese letzte Ausgabe von "MEIN VEREIN" abgeschlossen ist.

Natürlich kann ich sehr gut nachvollziehen, dass die Arbeit für Hans-Werner irgendwann mal zu viel wird und sich leider kein Nachfolger findet, der sein Schaffen am Vereinsheft und in der Vereinsführung übernimmt. Vielleicht soll es so sein, wie der Rheinländer sagt. "Alles hätt sing Zig", dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf, das es künftig vielleicht eine Vereinszeitung gibt, die dann evtl. etwas kleiner ausfällt und auch etwas andere Inhalte hat, mit neuen Leuten, denen der Ort und der Verein nicht egal ist. Wenn dies der Fall sein sollte, dann wäre ich gerne wieder mit im Boot, vielleicht mit einem Ehrenpräsidenten, der Hans-Werner mit Vornamen heißt.

Reiss 2Ansonsten kann ich abschließend nur sogen: "Danke Hans-Werner, Dank on olle, mit denen ich zu tun hotte, für dos große Vertrauen und die wundervollen Jahre, die ich für Gehlert tätig sein durfte.

Wenn Ihr mich nicht kennt, ich kenne Euch.

Herzliche Grüße
Peter Reiss, 4stepsmedia

 

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